MOZART ANDERS

„MOZARTS Zauberflöte  enthält für mich einfach die schönsten Arien, die Mozart je geschrieben hat. Die Themen haben eine solche Macht, einen so hohen Erkennungswert, dass man sich bei einer musikalischen Bearbeitung einfach alles leisten kann.“ – Timna Brauer

Die Zauberflöte zwischen Klassik, Jazz und Fantasie

Anlass für dieses Projekt war die enge Bindung, die ich seit meiner Kindheit zu des Meisters Werken pflege. Als Komponistin und Jazzsängerin genieße ich nach wie vor seine Wirkung, ob in meiner klassisch ausgebildeten Gesangstechnik oder von der theoretischen Seite meines Musikwissenschaft Studiums. Kurzum, man kommt als Wiener-Kind nicht um Mozart herum

Es gibt unzählige Bearbeitungen klassischer Themen im Bereich des Jazz und der Unterhaltungs-Musik. Meist sind es aber Orchesterversionen, also rein instrumentale Musik. Sehr gelungen sind den „SWINGLE SINGERS“ in den sechziger Jahren vokale Bearbeitungen von Bachs Werken. Es kommt jedoch kein Text vor, sondern die Stimme ahmt die Instrumente mit „Scat-Gesang“ nach, mit Silben, die keinen verbalen Sinn ergeben.

Wenn man, so wie in unserem Fall, auf den Originaltext nicht verzichten will, stellt sich die Frage, wie man ihn darbringen soll, ohne zu opernhaft zu klingen, es geht ja weder um Imitation, noch um Parodie, sondern um eine neue Kreation. Und gerade das Problem des Textes, der im Vergleich zur Musik so konkret ist und uns sehr schnell in die Originalversion zurückversetzt, dieses Problem war für mich in der Bearbeitung einer Oper eine große Herausforderung.  Ursprünglich neigte ich eher dazu, eine italienische Oper Mozarts zu bearbeiten, da diese Sprache in unseren Kreisen „anonymer“ und gesanglicher ist als die deutsche.

Der Entschluß fiel dann doch für die „ZAUBERFLÖTE“, dieses Werk enthält für mich einfach die schönsten Arien, die Mozart je geschrieben hat. Die Themen haben eine solche Macht, einen so hohen Erkennungswert, daß man sich bei einer musikalischen Bearbeitung einfach alles leisten kann, von Rhythmus- und Modusveränderungen bis zu eigenständigen Phrasierungen der Melodien.

Die Idee, E- und U-Musik zu verschmelzen, kam nach dem Erfolg, den wir, die gesamte Band, mit einer jazzigen Bearbeitung einer Arie („SEGUEDILLIA“) der „CARMEN“ von G. Bizet beim Internationalen-Orchester-Wettbewerb in Paris im Juni 1990 hatten, als wir den ersten Preis gewannen. Nun ist aber Bizet ein Romantiker, und „CARMEN“ spielt in Andalusien, das vorgegebene Material klingt spanisch und eignet sich hervorragend für Ethno-Jazz.

Die Musik Mozarts jedoch, der Gipfel des Klassizismus und der tonalen Musik, ein Höhepunkt in der Musikgeschichte, was die Symmetrie im Aufbau und in der Harmonie anbelangt, ist dem Jazz sehr fremd, der ganz anderen musikalischen, fast ethischen Gesetzen unterworfen ist. Der einfache Dur-Dreiklang, ein Inbegriff für das ganze Mozartrepertoire, wird zum Beispiel im Jazz als Stilbruch empfunden. Aber gerade diese scheinbar unmögliche Verbindung zwischen Mozart und dem Jazz machte die Herausforderung noch spannender und erwies sich bald als absolut realisierbar, wenn man nur die richtigen Mittel anwendet.